6 Kommentare
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Avatar von Bernhard Erne

Großen Dank, Even, für den langen Text, und kleinen Dank an Conrad für den kurzen ;-)

@ Conrad: Der Vorteil des langen ist, dass ich alles direkt vor mir habe und nicht in alten Artikeln wühlen muss.

An beide: Bernard Lievegoed zieht in "Über die Rettung der Seele" eine direkte Linie von Aristoteles zu Thomas von Aquin. Er sagt über Thomas, seine Mission sei die Verchristlichung der aristotelischen Philosophie gewesen. Er führt aus: "Das ist es auch, was Thomas in Paris tut: Er entwickelt die Scholastik. Damit bewirkt Thomas die Metamorphose des vorchristlichen Aristotelismus in einen christlichen." Und später: "Auf dem Gebiet der Ausbildung des menschlichen Verstandes ist es nicht möglich, weiter zu gehen als Thomas." Dann zeichnet er die Linie weiter, zu Rudolf Steiner.

Lievegoed kommt übrigens am Schluss des Buches – er hat es 1992 auf dem Sterbebett einem Freund diktiert – im Kapitel "Die Strategie der Gegenmächte" auf unsere Zeit zu sprechen: "Ich schätze, dass der Tiefpunkt des [Geistes-] Kampfes zwischen 2020 und 2040 liegen wird. Dann werden sich Abgründe von Dämonie öffnen." – Ich war erschüttert, als mir 2022 zwischen Lockdown und Impf-Euphorie das Buch zufällig wieder in die Hand fiel ...

Lesenswert!

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Avatar von Evan Garrett

Hi Bernhard, danke dür Deinen Kommentar:) Oh, das Buch muss ich mir mal angucken.

Ich kenne mich auch mit Steiner nicht so sehr aus, aber habe viel von ihm gehört. Es wäre gut, wenn ich etwas von ihm lese -hast Du vielleicht Empfehlungen?

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Avatar von Conrad Knittel

Buch ist bestellt :) Ich beantworte auch gleich mal die Frage aus meiner subjektiven Sicht, ich hoffe, das ist in Ordnung.

Zu Rudolf Steiner gibt es viele Möglichkeiten, und wahrscheinlich ist eine Empfehlung davon abhängig, was einen so richtig interessiert. Ich selbst habe als erstes seine "Philosophie der Freiheit" gelesen, ein richtiggehend philosophisches Buch. Die Darstellung seiner Anthroposophie liefert er in "Die Geheimwissenschaft im Umriss". Es gibt aber auch einen Band mit Vorträgen speziell zu Thomas von Aquin. "Die Philosophie des Thomas von Aquin" -- wenn ich mich recht erinnere, ist das einer der wenigen Vortragsbände, den Steiner selbst durchgesehen hat und veröffentlichen WOLLTE :)

Paul Kingsnorth von The Abbey of Misrule (hier auf Substack) schreibt hier: https://paulkingsnorth.substack.com/p/the-universal über Steiner in Zusammenhang mit dessen Aussagen über das beginnende 3. Jahrtausend (also unsere Zeit). Ich finde, ein schönes Beispiel dafür, wie man sich mit einem Denker (in diesem Fall Steiner) konstruktiv auseinandersetzen kann, ohne seine Gesamtanschauung teilen zu müssen. ("I don’t buy Steiner’s theology - no Orthodox Christian could - but I am intrigued by the picture he paints of this figure, Ahriman, the spiritual personification of the age of the Machine.") Steiner selbst war ein Meister darin, sich in einen anderen Denker und dessen Sicht hineinzudenken und zu empfinden, und diesen dann aus sich selbst heraus darzustellen, sehr schön -- finde ich -- zu sehen in seinem "Die Rätsel der Philosophie".

Ich selbst hatte dieses Erlebnis im Studium, als ich gezwungen war, einen Kurs zu mittelalterlicher Philosophie zu belegen, einen Kurs zu Thomas von Aquin wählte, diesen Kurs auch schrecklich langweilig fand, aber zugeben musste, dass die Summa Theologica einen richtiggehend in ihren Bann ziehen kann.

Ich bin gespannt, wohin uns hier unsere gemeinsamen Reisen noch führen :)

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Avatar von Conrad Knittel

Lustig, gerade beschlossen, dass ich MacIntyres After Virtue jetzt wirklich mal studieren will, und dann wird mir dieser Artikel angezeigt, der in eine ähnliche Denkrichtung geht. Wobei natürlich auch Mattias Desmets Die Psychologie des Totalitarismus, über das ich viel schreibe, in eine ähnliche Denkrichtung geht, allerdings ohne Katholizismus :) Dass Bacon als der Übeltäter genannt wird, finde ich besonders gut.

Kleiner formaler Kritikpunkt: Der Artikel ist super lang. Es würde sich anbieten, ihn in zwei oder sogar drei Teile zu teilen -- das Lesepublikum ist halt nicht mehr längere Texte gewöhnt. (Ich schreibe das als jemand, der auch zu sehr langen Texten neigt. Ich splitte die Texte dann in Artikel-Serien auf.)

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Avatar von Institute for integral Ecology

Stay tuned. In den kommenden Wochen startet bei Aquinatum eine große MacIntyre-Serie, die auch bereits den Kritikpunkt aufgegriffen hat. After Virtue findet da natürlich gebührend Platz. Aber in jedem Fall empfiehlt sich seine Lektüre.

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Avatar von Bernhard Erne

Großen Dank, Even, für den langen Text, und kleinen Dank an Conrad für den kurzen ;-)

@ Conrad: Der Vorteil des langen ist, dass ich alles direkt vor mir habe und nicht in alten Artikeln wühlen muss.

An beide: Bernard Lievegoed zieht in "Über die Rettung der Seele" eine direkte Linie von Aristoteles zu Thomas von Aquin. Er sagt über Thomas, seine Mission sei die Verchristlichung der aristotelischen Philosophie gewesen. Er führt aus: "Das ist es auch, was Thomas in Paris tut: Er entwickelt die Scholastik. Damit bewirkt Thomas die Metamorphose des vorchristlichen Aristotelismus in einen christlichen." Und später: "Auf dem Gebiet der Ausbildung des menschlichen Verstandes ist es nicht möglich, weiter zu gehen als Thomas." Dann zeichnet er die Linie weiter, zu Rudolf Steiner.

Lievegoed kommt übrigens am Schluss des Buches – er hat es 1992 auf dem Sterbebett einem Freund diktiert – im Kapitel "Die Strategie der Gegenmächte" auf unsere Zeit zu sprechen: "Ich schätze, dass der Tiefpunkt des [Geistes-] Kampfes zwischen 2020 und 2040 liegen wird. Dann werden sich Abgründe von Dämonie öffnen." – Ich war erschüttert, als mir 2022 zwischen Lockdown und Impf-Euphorie das Buch zufällig wieder in die Hand fiel ...

Lesenswert!

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